Subkultur in Ludwigshafen

Lesbisch-schwule Geschichte in Ludwigshafen
10. Juli 2017
LesbenFrauenGeschichte
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Einst lebendige Szene

Zeitzeugenberichte und Werbeanzeigen belegen, dass in Ludwigshafen seit den 1960er Jahren eine lebendige Subkultur mit mehreren Lokalen und Treffpunkten existierte, in denen sich in erste Linie Schwule, aber auch Lesben trafen. Die Einrichtung der Lokale war dem Zeitgeist entsprechend über viele Jahre entweder „barock-plüschig“ oder „derb-rustikal“. Für die Musik sorgte in einigen Kneipen eine Musikbox, aus der dann vor allem deutsche Schlager schallten, oder ein DJ, der auch den moderneren Musikgeschmack bediente.

Wichtiger als das Ambiente war die familiäre Atmosphäre in diesen Lokalen: So nannte man, wenn man ausging, nicht den Namen des Lokals, sondern immer den Namen des Inhabers, z. B. „Ich geh´ zum Ludwig“ (auch genannt „Ludmilla“). Und jene „Ludmilla“ war fast 40 Jahre eine Institution und hielt sich wie ein Fels in der Brandung der sich stark wandelnden, kommerzieller werdenden Szene, tatkräftig unterstützt von einer Frau namens Erna, die diesen Job liebte – denn er war „ihr Leben“.

Die Ludwigshafener Kneipen und Bars, die seinerzeit populärer als jene in Mannheim waren, zogen Gäste aus einem Umkreis von über 100 km an. Ab den 1980er Jahren verlagerte sich die Szene dann zunehmend in die Nachbarstadt Mannheim. Heute sind die Ludwigshafener Schwulen-Lokale ein vergangenes Kapitel der Stadtgeschichte. „Ludwig“ eröffnete 1962 mit dem Valente-Club das erste schwule Lokal und schloss im Jahre 2000 mit dem „Pick Up“ das letzte.

  1. Valente Club/Zum Treffpunkt/Alter Treffpunkt , Karlstraße 1
  2. Come Back, Welserstraße 10
  3. Pick Up, Gräfenaustraße 51
  4. Keller-Bar (auch genannt „Tschetter´s Keller-Bar“), Prinzregentenstraße 7
  5. Mimi´s Garden, Prinzregentenstraße 47
  6. Die Prinzenstube, Prinzregentenstraße 61

Autor*in

Wolfgang Knapp M. A., freier Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Zunächst tätig als Museumswissenschaftler sowie im Kunst- und Auktionshandel. Seit 2004 freiberufliche Tätigkeit als Kurator und Autor in den Bereichen: Regionalgeschichte, Alltagskultur, Körperbilder, Modegeschichte.

www.kulturgut-service.de

Bildnachweis: 1) SPARTACUS (International Gay Guide), 1976 2) Nummer - Regionale Zeitschrift der Schwulenbewegung in Hessen, in Rheinland-Pfalz und im Saarland), Nr. 2, 1985 3) Reiseführer „Frankfurt, Rhein, Main, Neckar, Saar von hinten“, 1990 4) privat