1941 - 1976
Dietmar Kracht wurde 1941 in Mannheim geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Nachbarstadt Ludwigshafen am Rhein. Er wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und erlebte als Kind und junger Mensch nur wenig persönliche Zuwendung und Anerkennung – Erfahrungen, die ihn zeitlebens prägten.
Als junger Mann schlug sich Dietmar Kracht mit Gelegenheitsjobs und als Strichjunge durch, im Einwohnermeldeamt wurde er als „Hilfsarbeiter“ erfasst. Kindliche Naivität, Auffälligkeiten in Sprache, Ausdruck und Gestik, eine große Begeisterungsfähigkeit und ebenso große Melancholie mischten sich in seinem Verhalten als erwachsener Mensch und machten aus ihm eine unvergleichliche Persönlichkeit.
Aufgrund dieser Eigenschaften wurde der junge Dietmar Ende der 1960er Jahre in Berlin von dem deutschen Filmemacher Rosa von Praunheim entdeckt. Dieser bevorzugte schräge Persönlichkeiten und Geschichten, die er dann in seinen Filmen verarbeitete. Kracht spielte anschließend von 1969 bis 1973 in vier Praunheim-Filmen mit. Durch seine Hauptrolle in der Film-Groteske „Die Bettwurst“ wurde er berühmt und ging in die Filmgeschichte ein. Doch er lebte weiterhin in prekären Verhältnissen, wurde von den Medien auf die Rolle des „Verrückten“ festgelegt und auch als Mensch und Schauspieler kaum ernst genommen.
1976, kurz bevor er auf Wunsch von Evelyn Künnecke in einem Fernsehfilm über das Leben der deutschen Sängerin und Schauspielerin mitspielen sollte, starb Dietmar Kracht in Berlin im Alter von 35 Jahren. Er ertrank, als er nach einem Kneipenbesuch mit Freuden den Grunewaldsee als „Mutprobe“ alleine schwimmend durchqueren wollte.
Filmografie
1969: Schwestern der Revolution (Regie: Rosa von Praunheim)
1970/71: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (Regie: Rosa von Praunheim)
1971: Die Bettwurst / Die Kieler Bettwurst (Regie: Rosa von Praunheim)
1973: Die Bettwurst / Die Berliner Bettwurst (Regie: Rosa von Praunheim)
1974: 1 Berlin-Harlem (Regie: Lothar Lambert/Wolfram Zobus)
Das Leben ist wie ein Karussell – man darf nicht aufgeben, das darf man nicht.
Dietmar Kracht
Wolfgang Knapp M. A., freier Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Zunächst tätig als Museumswissenschaftler sowie im Kunst- und Auktionshandel. Seit 2004 freiberufliche Tätigkeit als Kurator und Autor in den Bereichen: Regionalgeschichte, Alltagskultur, Körperbilder, Modegeschichte.
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