1953 - 2000
Napoleon Seyfarth wurde 1953 als Hans-Joachim Seyfarth in Ludwigshafen-Oggersheim geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in Ludwigshafen wuchs er bei seinen Großeltern väterlicherseits in Bad Dürkheim auf, wo er auch sein Abitur machte. Anschließend studierte er in Mannheim Psychologie und gründete dort 1975 mit Freunden die erste Mannheimer Schwulengruppe SchAM (Schwule Aktion Mannheim).
1980 zog er nach Berlin, setzte dort zunächst sein Studium fort, entschied sich dann aber für eine Tätigkeit bei der Post. Seyfarth ging voll auf in der Berliner Subkultur, wurde Mitstreiter und kritischer Beobachter der noch jungen Schwulenbewegung. Mit der Nachricht seiner HIV-Infektion im Jahre 1988 begann eine zweite, strikt organisierte Lebensphase: Er heiratete eine Lesbe, wurde Postbeamter, stilisierte sich als „Napoleon“ und veröffentlichte 1991 den autobiografischen Roman „Schweine müssen nackt sein“.
Das Buch erregte mit der Thematisierung von HIV und AIDS und seiner unverblümten Sprache große mediale Aufmerksamkeit und Seyfarth erlangte mit über 250 Auftritten, Interviews und Lesungen deutschlandweite Bekanntheit. Auch nach dem Ausbruch von AIDS 1998 setzte er die Inszenierung seiner Person und seiner offensiven Auseinandersetzung mit dem Tod fort, inklusive seiner eigenen Beisetzung, bevor er im Jahre 2000 starb.
„SCHWEINE MÜSSEN NACKT SEIN“, Roman, 1991
– Lebenslauf und Totentanz
Das Buch ist ein Rückblick auf ein intensives Leben im Angesicht des Todes und zugleich ein Sittengemälde der BRD: Seyfarth beschreibt die Entwicklung des kleinen schüchternen „Hans“, dessen Homosexualität im familiären Kreis im Begriff „DUDUDU“ zusammengefasst wird – hin zum großen „Napoleon“, der seine offene Lebensweise als „schwule Sau“ voll auskostet. Der bürgerlichen Enge der 1960er Jahre bei Verwandten und Tanten stehen das faszinierende Nachtclubleben des Vaters und erste homosexuelle Erfahrungen gegenüber. Die persönliche schwule Emanzipation in den 1970er Jahren geht einher mit dem Engagement in der Schwulenbewegung. Durch HIV und AIDS wird diese Bewegung in den 1980er Jahren zur AIDS-Bewegung.
Wolfgang Knapp M. A., freier Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Zunächst tätig als Museumswissenschaftler sowie im Kunst- und Auktionshandel. Seit 2004 freiberufliche Tätigkeit als Kurator und Autor in den Bereichen: Regionalgeschichte, Alltagskultur, Körperbilder, Modegeschichte.