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Napoleon Seyfarth

Dietmar Kracht
Dietmar Kracht
4. Juli 2017

Lebenskünstler, Sterbenskünstler, Wortkünstler

Napoleon Seyfarth wurde 1953 als Hans-Joachim Seyfarth in Ludwigshafen-Oggersheim geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in Ludwigshafen wuchs er bei seinen Großeltern väterlicherseits in Bad Dürkheim auf, wo er auch sein Abitur machte. Anschließend studierte er in Mannheim Psychologie und gründete dort 1975 mit Freunden die erste Mannheimer Schwulengruppe SchAM (Schwule Aktion Mannheim).

1980 zog er nach Berlin, setzte dort zunächst sein Studium fort, entschied sich dann aber für eine Tätigkeit bei der Post. Seyfarth ging voll auf in der Berliner Subkultur, wurde Mitstreiter und kritischer Beobachter der noch jungen Schwulenbewegung. Mit der Nachricht seiner HIV-Infektion im Jahre 1988 begann eine zweite, strikt organisierte Lebensphase: Er heiratete eine Lesbe, wurde Postbeamter, stilisierte sich als „Napoleon“ und veröffentlichte 1991 den autobiografischen Roman „Schweine müssen nackt sein“.

Das Buch erregte mit der Thematisierung von HIV und AIDS und seiner unverblümten Sprache große mediale Aufmerksamkeit und Seyfarth erlangte mit über 250 Auftritten, Interviews und Lesungen deutschlandweite Bekanntheit. Auch nach dem Ausbruch von AIDS 1998 setzte er die Inszenierung seiner Person und seiner offensiven Auseinandersetzung mit dem Tod fort, inklusive seiner eigenen Beisetzung, bevor er im Jahre 2000 starb.

Autor*in

Wolfgang Knapp M. A., freier Kulturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Zunächst tätig als Museumswissenschaftler sowie im Kunst- und Auktionshandel. Seit 2004 freiberufliche Tätigkeit als Kurator und Autor in den Bereichen: Regionalgeschichte, Alltagskultur, Körperbilder, Modegeschichte.

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