Die Ausstellung und das Webprojekt „Vom anderen Ufer?“
„Der ist doch vom anderen Ufer!“ - „Was 'n schwules Handy!“ - „Bist Du schwul oder was?“ Diese und ähnliche Sprüche waren und sind bis heute oft in Schulhöfen zu hören, ausgesprochen von Kinder und Jugendlichen. Und diese Worte sind beleidigend gemeint, obgleich diejenigen, die sie aussprechen, häufig die Bedeutung dessen, was sie da sagen, gar nicht richtig erfassen. Diese Tatsache war einer der Auslöser für Dr. Regina Heilmann, Mutter von zwei Kindern, im Stadtmuseum Ludwigshafen am Rhein, dessen Leiterin sie ist, eine Ausstellung zur schwul-lesbischen und queeren Vielfalt zu initiieren: gedacht als Medium zur Aufklärung sowie als Forschungs- und Dokumentationsprojekt zur Aufarbeitung der queeren Geschichte der Stadt. Die Redewendung „Vom anderen Ufer“ erschien aufgrund der Lage der Stadt im doppeltem Wortsinn als Ausstellungstitel besonders geeignet, liegen die Städte Ludwigshafen und Mannheim doch direkt einander gegenüber, getrennt durch den Rhein.
In Zusammenarbeit mit dem Ausstellungskurator Wolfgang Knapp, der Projektassistentin Dana-Livia Cohen, dem Gestalter Matthias Scheib sowie mit Beiträgen weiterer Forscher*innen, Gruppen und Einrichtungen wurde daraufhin eine Ausstellung entwickelt, die von November 2015 bis Mai 2016 unter dem Titel „Vom anderen Ufer? Lesbisch & schwul, BTTIQ* in Ludwigshafen“ im Stadtmuseum gezeigt wurde. Die Präsentation mit umfangreichem Begleitprogramm war ein großer Erfolg und wurde von vielen Besucher*innen aus der Stadt, der Region und dem weiteren In- und sogar Ausland besucht. Ludwigshafen war damit eine der ersten deutschen Städte, die das Thema „soziale Vielfalt“ auf diese Weise angepackt hat.
Nachdem viel Herzblut, Zeit und Engagement in die temporäre Ausstellung geflossen waren, reifte im Projektteam die Idee, die Ausstellungergebnisse sowie neu gewonnenen Informationen und Dokumente zu bewahren und dauerhaft zu kommunizieren. So entstand die vorliegende Internetseite „Vom anderen Ufer?“, die seit August 2017 online ist. Die Website verfolgt als virtuelle Ausstellung und themenorientierte Informationsplattform einen lokalen und überregionalen Ansatz. Durch das zeitgemäße Online-Format ist es möglich, neben Bildern und Texten auch Audio- und Videodokumente zu präsentieren. Das Projektteam möchte damit eine noch größere Gruppe an Interessierten erreichen und zur Information, Aufklärung und Akzeptanz beitragen.
„Es geht um Liebe – und Liebe ist kein Verbrechen!“
Das Zitat des Schweizers Ernst Ostertag (geb. 1930), dessen Liebe zu seinem Lebenspartner in dem Film „Der Kreis“ (2014) beschrieben wird, umkreist in wenigen Worten die Thematik gleichgeschlechtlicher Lebensweisen. Hinzu kommen alle anderen, die aufgrund geschlechtlicher Identität oder Orientierung nicht den vorherrschenden gesellschaftlichen Lebensformen entsprechen.
Stimmen zur Ausstellung
eine kleine Auswahl