Dominic
11. Juli 2017

eine Audiostation in der Ausstellung

Eine Herausforderung bei der Präsentation und Vermittlung der Ausstellungsthemen war, dass weibliche Homosexualität allzu oft eher im Verborgenen stattfand. Die Gründe dafür sind vielfältig und wurden von Seiten des Ausstellungsteams beachtet und beleuchtet. Daneben war wichtig, mit der Ausstellung auch an verschiedenen Stellen den Bogen zur Gegenwart zu schlagen. Nachdem wir vom regionalen Kurzfilmfestival GIRLS GO MOVIE mit einer Filmrolle unterstützt wurden, die eine Auswahl Filme aus allen Festivaljahren beinhaltete, die sich mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzen, konnte die junge, weibliche Perspektive noch durch eine Hörkabine ergänzt werden: So entstand "Schmetterlinge im Bauch, eine Audiostation zum Verliebtsein".

Die Theaterpädagogin Katja Segelbacher, damals aktiv beim Bereich Jugendförderung und Erziehungsberatung der Stadt Ludwigshafen, kam mit dieser Idee auf uns zu und begleitete die Entstehung der Station pädagogisch gemeinsam mit ihren städtischen Kolleginnen Andrea Busch, Stephanie Domboer und Anja Röckel. Konzipiert und organisiert wurde die Station indes von den teilnehmenden Mädchen und jungen Frauen des "Arbeitskreis Mädchen der städtischen und freien Träger der offenen Jugendarbeit Ludwigshafen".

Die Hör-Sprech-Kabine war einem altmodischen Passbildautomaten nachempfunden und durch einen Vorhang zu betreten. Im Inneren der Kabine gab es einen Stuhl, eine Bedienungsanleitung und einen Kopfhörer, über den die Besucherin oder der Besucher durch die Jugendlichen quasi Erfahrungen und Vorschläge anhören konnte, wie es sich eben anfühlen kann, verliebt zu sein. Hinzu kam ein Plakat mit einer Auswahl Satzanfänge zum Gefühlsspektrum des Verliebtseins für diejenigen, die sich auch selbst mitteilen wollten. Das hierfür installierte Aufnahmegerät wurde denn auch während des gesamten Ausstellungszeitraums genutzt. Von zarten, intimen Formulierungen bis ironischen Kommentaren war alles vertreten, ebenso wurde Verliebtsein mit allem zwischen Trauer und Trunkenheit vor Glück konnotiert ... und dies vollkommen unabhängig von der jeweiligen geschlechtlichen Identität oder der sexuellen Orientierung. Das Ergebnis, wenn diese beliebte Audiostation überhaupt ein "Ziel" verfolgte, war, dass Verliebtsein ein universelles Gefühl ist, das beinahe jedem und jeder, die etwas in das Mikrophon gesprochen hat, im Leben vertraut ist. Wie schön!

Katja Segelbacher ist Sozial- und Theaterpädagogin. Von 2013 bis 2015 war sie u. a. tätig bei der Jugendförderung in Ludwigshafen am Rhein im Jugend- und Stadtteilzentrum Pfingstweide. Aktuell ist sie Projektleiterin bei defacto, einer Berliner Organisation, die vor allem mittels Theaterprojekten und Coachings soziokulturelle und künstlerische Projekte an verschiedenen Standorten Deutschlands umsetzt.